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Fröhliches Balljagen beim VfB

Liebe Schwaben-Piranhas,

was hat sich in den knapp drei Monaten nach dem Auswärtssieg des VfB beim SC Paderborn 07 geändert? 

Vor 11 Wochen hat Ginzcek mit dem Siegtor in der 72. Min. gegen Paderborn dem VfB den Verbleib in der 1. Fußballbundesliga gesichert. In der Startelf zum Auftakt der Bundesligasaison 2015/2016 gegen den 1. FC Köln standen sieben Feldspieler, die auch Huub Stevens beim „Endspiel“ in Paderborn aufgeboten hatte. 

Gegen Paderborn hat der VfB in der Schlussviertelstunde die 1:2 Auswärtsführung bis zum Schlusspfiff  bravourös verteidigt. Das Spiel gegen Köln hat der VfB in den letzten 20 Minuten aus der Hand gegeben. Bis dahin konnte der VfB seine zahlreichen und teilweise sehr guten Torchancen trotz des unermüdlichen Balljagens nicht in Tore ummünzen. Und nach dem berechtigen Elfmeter für Köln wurde der VfB vom 1. FC Köln mit einfachsten Mitteln zur Strecke gebracht. Der Balljäger wurde zum Gejagten und kurz und knackig „erlegt“.

Das Spiel in Paderborn war kein schönes Spiel, aber der VfB hat dort dem enormen Anrennen der Paderborner Stand gehalten. Am Spiel gegen Köln hatten die meisten Zuschauer so richtig Spaß. Jawohl, Spaß hat das Spiel schon gemacht, aber der VfB hat halt verloren und die altbekannten Schwächen zeigten sich schonungslos.

Und wie geht es nun weiter?

Herr Zorniger hat laut Stuttgarter Zeitung verlauten lassen: „So werden wir das ganze Jahr über spielen“.

Und Herr Dutt hat verkündet: Sind die Fans laut, sind wir gut im Balljagen. Sind sie nicht laut, dann stimmt etwas nicht in unserem Spiel“.

Das sind interessante Ansichten und Aussichten. Solche Sprüche sollte man am besten in die Mülltonne treten.

Mit dem „Gutsein“ im Balljagen allein schießt man keine Tore und man  gewinnt auch nicht zwangsläufig deshalb ein Fußballspiel. Der 1. FC Köln hat in 75 Minuten, außer dem Pfostenschuss gleich zu Beginn des Spiels, nicht viel gezeigt. Die Spaßgilde wird sagen, der VfB war so drückend überlegen, dass Köln gar nicht anders konnte, als zu verteidigen. Und dennoch hat es diese eher durchschnittliche Mannschaft geschafft: Köln hat gegen den VfB in den letzten 15 Minuten des Spiels drei Tore erzielt, Auswärtstore. Und Köln hat gezeigt, wie einfach es nach wie vor ist, gegen den VfB Tore zu schießen, zwei Tore in nicht einmal 2 Minuten.

So kann und wird der Spaß ganz schnell wieder“ geerdet“ werden. Der VfB hat  unter den Trainern Schneider und Veh bekanntlich die Offensive bevorzugt. Die Folgen sind bekannt. Klar, nach dem ersten Spiel der neuen Saison ist es nicht angebracht, gleich wieder zu Bruddeln und zu Nörgeln.  Dabei hat doch bereits das Pokalspiel gegen Kiel die Grenzen des fröhlichen Balljagens mit dem aktuellen Kader des VfB aufgezeigt. Nur waren die Kieler eben nicht in der Lage, ihre (glas-) klaren Chancen in Tore umzusetzen.

Es galt in der „guten alten Zeit“, in der erfreulicherweise weniger über die Systemfrage bei einem Fußballspiel diskutiert und philosophiert wurde, die schlichte Erkenntnis, dass diejenige Mannschaft ein Spiel gewinnt, die zumindest ein Tor mehr schießt als der Gegner. Je höher die Anzahl der Gegentore umso mehr Tore muss man dann schießen, um zu gewinnen, oder?  Einfacher: Man gewinnt Spiele in der Abwehr.

60, 62, 55: Das war die Zahl der Gegentore in den letzten drei Jahren. Und drei Mal ist der VfB nur knapp dem Abstieg entkommen.

Das Abwehrverhalten des VfB ist nach wie vor die Schwäche des VfB und das seit Jahren. Egal, ob die zahlreichen Trainer die Mannschaft eher defensiv ausgerichtet haben oder den VfB eher offensiv spielen lassen haben: 60, 62, 55 Gegentore lautet die traurige Bilanz der letzten drei Jahre.

Die Innenverteidigung ist nach wie vor die größte Problemzone des VfB. Balljagen, welch blöder Begriff, ist nichts Neues und gleich zwei Mal sicherlich nicht eine Neuentdeckung durch Herrn Zorniger. Mit unermüdlichem nach vorne rennen,  fast der ganzen Mannschaft, gewinnt man keine Spiele, wenn man in der Rückwärts-bewegung nicht konsequent ist und in der Abwehr unübersehbare Schwächen hat. Diese Schwäche wiegt umso stärker, wenn das Balljagen nicht mit dem einen oder anderen Tor endet. Auch dies ist eine Frage der Qualität eines Kaders.

Die Balance im Spiel stimmt beim VfB leider (wieder) nicht mehr. Huub Stevens hatte sie, wenn auch spät in der Saison, gefunden und Dank ihm ist der VfB in den letzten beiden Spielzeiten nicht abgestiegen.  Unter Zorniger ist die Balance zumindest noch nicht wieder gefunden worden, obwohl die Mannschaft sich ja gegenüber der Rückrunde der letzten Saison nicht wesentlich verändert hat.  Dies wiegt umso schwerer, weil die Innenverteidigung (noch) schwächer ist, als in der letzten Saison. Es fehlt mindestens ein erfahrener, robuster und dennoch spielstarker Innenverteidiger.

Ohne wirkliche Verstärkung in der Innenverteidigung wird es der VfB auch in dieser Saison wieder schwer haben.

Nun ist ja die Posse um Herrn Rüdiger heute glücklich -  auch für den VfB -  zu Ende gegangen. Da Rüdiger seinen Wechsel ja schon längere Zeit selbst forciert hat, ist zu hoffen, dass die Verantwortlichen beim VfB nun vom tatsächlichen Abgang von Rüdiger nicht wirklich überrascht sind und bald einen gestandenen Innenverteidiger als Neuzugang vorstellen.

Es macht Mut, dass der VfB im Mittelfeld und Angriff auf die gleichen Spieler bauen kann, die unter Huub Stevens wesentlich zum Klassenerhalt beigetragen haben. Wenn das zweitweise ungestüme „Balljagen“ ganz schnell in  eine kontrollierte Offensive mit schnellem Umschaltspiel übergeführt wird und in der Innenverteidigung ein gelernter und erfahrener Spieler für Stabilität sorgt, dann bin ich zuversichtlich, dass das Wort „Abstiegskampf“ nicht eine weitere Spielzeit mit dem VfB in Verbindung gebracht werden muss.

Wie der VfB mit diesem ungestümen, fröhlichen Balljagen  gegen die Spitzenmannschaften der Bundesliga bestehen will, das kann ich mir nicht vorstellen.

Schade, dass Herr Zorniger das Balljagen scheinbar kompromisslos durchdrücken will, ungeachtet dessen, ob der Kader, der ja nicht von ihm zusammengestellt  wurde, dazu willig bzw. in der Lage ist.  Die Herren Schneider und Veh haben ähnlich wie Herr Zorniger gehandelt und sind gescheitert.

 

Viele Grüße aus dem Schwarzwald.

Bernhard

 

 

Soe 19.08.2015

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