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Alles gut, oder?

Liebe Piranhas,

nach langer „Auszeit“ melde ich mich wieder mit einer Kolumne.

Leider fällt es mir immer noch schwer, mich mit der Realität abzufinden. Unser VfB Stuttgart ist nach mehrjähriger Ansage tatsächlich in die 2. Fußball-Bundesliga abgestiegen. Dass ich das ein zweites Mal erleben muss, grausam. Meine Befürchtung ist, dass es, wie im Jahr eins nach dem Abstieg im Jahr 1975, auch dieses Mal nichts wird, mit dem direkten Aufstieg.

Wenn ich die Vorrundenspiele des VfB in der aktuellen Saison Revue passieren lasse, dann habe ich große Bedenken, ob Spieler und Entscheidungsträger im Verein wirklich in der Realität der 2. Liga angekommen sind und zudem lernen viele der neuen Spieler die 2. Bundesliga erstmals kennen.

Fakt ist, dass der VfB gegen fünf der sieben Mannschaften, die nach Abschluss der Vorrunde der 2.Liga auf den Plätzen 1 und 2 sowie 4 bis 8 liegen, NULL Punkte geholt hat: Zwei Niederlagen zu Hause, gegen Heidenheim und Hannover sowie drei Auswärtspleiten gegen Düsseldorf, Dresden und Würzburg. Zudem ist die Trefferausbeute bei den drei Auswärtsniederlagen erschreckend: NULL Tore geschossen, NEUN Tore kassiert. In den beiden anderen Spielen gegen Mannschaften auf den Plätzen 1 bis 8 gelang lediglich gegen Braunschweig ein Heimsieg und im Auswärtsspiel gegen Union Berlin erreichte man ein Unentschieden. Die Trefferausbeute gegen diese sieben Mannschaften mit 5:15 Toren ist unterirdisch, für eine Mannschaft, die den sofortigen Wiederaufstieg plant.

Dass ein radikaler Umbau des Kaders erfolgte, ist verständlich. Von der Mannschaft der Abstiegssaison sind heute noch 11 Spieler (und Langerak als Torwart) im Kader. Von diesen 11 Spielern haben 6 Spieler in der letzten Bundesligasaison 19 oder mehr Spiele absolviert. Drei (Sunjic, Klein und Maxim) dieser 6 Spieler standen im Abstiegsjahr zumindest nicht regelmäßig in der Startelf. Großkreutz brachte es auf 10 Einsätze, Tashchy auf 9 Spiele, Gincek auf 7 Spiele, Heise auf 5 Spiele und Zimmermann stand im Abstiegsjahr bei 2 Spielen auf dem Platz. Langerak stand bei 2 Spielen im Tor.

Im aktuellen Kader stehen derzeit 23 Spieler und 3 Torhüter. Zwei der neuen Spieler stammen aus dem Nachwuchsbereich des VfB (Sama, Özcan). Mit Hosogai und Werner wurden 2 Spieler mit Erfahrungen aus der 1. Liga verpflichtet und mit Terrode und Zimmer wurden 2 Spieler mit Zweitligaerfahrung geholt. Bei allen anderen Neuverpflichtungen (6 Spieler) handelt es sich um junge Spieler, die bei ihren bisherigen Vereinen wenig zum Einsatz gekommen sind, zum Teil aber als vielversprechende Talente eingestuft werden bzw. von ihren Heimatvereinen an den VfB ausgeliehen wurden, um sich weiter zu entwickeln und Spielpraxis zu sammeln.

So weit, so gut. Aber es stellt sich auch in dieser Saison offensichtlich wieder die Frage, ob dieser Kader ausreichend gut besetzt ist. Dabei geht es dieses Mal nicht um den Klassenerhalt in der 1. Liga. Dieses Jahr geht es um den sofortigen Wiederaufstieg in die 1. Liga, wie dies die ausdrückliche Zielsetzung aller Verantwortlichen im Verein und die Erwartung aller Sponsoren und Gönner des Vereins sowie die Hoffnung aller Fans des VfB ist.

Die Verantwortlichen des VfB haben vermeldet, dass sich die Stimmung nach der Pleite in Würzburg eingetrübt sei und dass man enttäuscht sei, die gute Ausgangslage vor dem Spiel gegen Hannover nicht genutzt zu haben, „mit einem Punktepolster in die Winterpause zu gehen“. Dabei waren es doch nicht nur diese beiden letzten Spiele, in denen dem VfB nun auch in der 2. Liga deutlich die nach wie vorhandenen Schwächen in allen Mannschaftsteilen schonungslos aufgezeigt wurden. In allen der o.g. sieben Spiele war die Mannschaft des VfB den jeweiligen Mannschaften in Sachen Engagement, körperlicher Präsens und Willen klar unterlegen. Erwähnen möchte auch die offensichtlichen Defizite im Zweikampfverhalten auch und besonders der neuen und jungen sog. „Hoffnungsträger“ auf den Außenbahnen, sowie die mangelnder Antrittsschnelligkeit und fehlende Laufbereitschaft von zu vielen Spielern. Darüber kann eigentlich niemand wirklich überrascht sein, weil das doch auch schon die großen Schwächen vieler Spieler, die auch heute noch im Kader stehen, in den letzten Jahren in der 1. Liga waren. Dass es kaum Spieler mit Führungseigenschaften auf dem Platz gibt, ist ebenso nichts Neues. Von den neu hinzugekommenen Spielern kann dies im Ernst niemand von der sportlichen Führung oder von uns Zuschauern erwarten haben.

Deshalb wundere ich mich, dass der neue Präsident offiziell verlauten lässt: „Wir verfügen über eine Mannschaft, die ganz oben stehen kann. Das erfordert aber maximales Engagement“. Nein, eigentlich wundere ich mich nicht. Solche Aussagen wurden ja auch schon in der Vergangenheit gemacht. Völlig überflüssig bzw. kontraproduktiv. Warum spricht man wieder Dinge nicht so an, wie sie sind? Fakt ist, der VfB hat in der Hinrunde von 5 Mannschaften auf Tabellenplatz 1 bis 8 zum Teil deftige Niederlagen kassiert und gegen Union Berlin trotz Führung nur einen Punkt gerettet, weil Union Berlin eben auch keine Spitzenmannschaft ist und von Union Berlin zahlreiche Chancen, zum Teil frei vor dem Tor stehend, kläglich vergeben wurden. Und die drei Punkte im Heimspiel gegen Braunschweig, im Übrigen unter dem Interimscoach Jansen, konnten in der 2. Halbzeit nur dank zweier toller Reflexe von Langerak innerhalb von 1 Minute eingefahren werden. Daher war und ist die komplette Vorrunde, nicht nur die letzten beiden Spiele enttäuschend verlaufen, wenn man den Anspruch des sofortigen Wiederaufstiegs in der Öffentlichkeit permanent äußert.

Der Neuaufbau war nach dem Abstieg unumgänglich. Dies gilt auch für die erfolgte Neuausrichtung auf vereinspolitischer Ebene. Die Mannschaft ist allerdings wiederum und ausschließlich nach finanziellen Gesichtspunkten zusammengestellt, wie die Jahre zuvor. Daher kann man von den vielen, meist neuen Spielern auch nicht erwarten, dass sie sofort Leistungsträger sein können oder dies in der Rückrunde sein werden. Und es fehlen auch so manchem neuen Spieler die Zweikampfhärte und das technische Vermögen, sich gegen robuste Gegenspieler zu behaupten oder ein Spiel mitzugestalten. Kaum einer der jungen Spieler zählte in seinen bisherigen Vereinen zur Stammelf und verfügt daher auch über wenig Spielpraxis. Von den Anpassungsproblemen der neuen Spieler mal ganz abzusehen. Alleine Terrode hat von den Neuzugängen die Erwartungen erfüllt. Die seit Jahren in der Abwehr bekannten Defizite bestehen immer noch. Alleine Baumgartl entwickelt sich weiter und hat gute Spiele abgeliefert. Bei keinem der anderen Spieler, die nach dem Abstieg weiterhin zum Kader gehören, sehe ich eine Weiterentwicklung. Und dabei sollte man erwarten können, dass gerade diese Spieler in der 2. Liga eher zu den herausragenden Spielern zählten. Ist aber zumindest für mich nicht zu erkennen.

Ich weiß nicht, ob der VfB die aktuelle Mannschaft wirklich unter dem Gesichtspunkt des sofortigen Wiederaufstiegs zusammengestellt hat. Oder hat man die Anforderungen an eine Spitzenmannschaft in der 2. Liga nicht erkannt? Oder man schätzt den Abstieg schlicht nur als Betriebsunfall ein, ohne sich wirklich bewusst gemacht zu haben, WARUM der VfB (verdientermaßen) abgestiegen ist.

Nun auf Neuzugänge in der Winterpause zu bauen, ist auch nicht die Lösung. Und ob wirklich gute und erfahrene Spieler in der Winterpause gerade zum VfB wechseln würden und das für möglichst wenig Geld, das ist eine Illusion.

Zeit bleibt dem VfB nicht viel. Es stehen noch die 17 Spiele der Rückrunde an. Jedes Spiel ist ein Endspiel. Der Druck auf die Spieler und das Trainerteam wird, auch wenn der Auftakt zur Rückrunde- bei St. Pauli – gelingen sollte, von Spiel zu Spiel steigen.

Ich hoffe, dass das gut geht.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen Frohe Weihnachten und ein gesundes und glückliches Jahr 2017.

Viele Grüße aus dem Schwarzwald

Bernhard

 

Soe/21.12.2016

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